Mit pib (printable intelligent bot) gibt es jetzt einen humanoiden Roboter zum Selberbauen, der Zukunftstechnologien demokratisiert. Das Open-Source-Projekt verbindet 3D-Druck, KI und Robotik in einem gemeinschaftlichen Ansatz, der es jedem ermöglicht, praktische Erfahrungen zu sammeln und eigene Anwendungen zu entwickeln – ohne teure Spezialteile oder Expertenwissen.

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(0:33) Welche Fähigkeiten entwickeln Teams durch pib?

Die Arbeit mit dem humanoiden Roboter pib eröffnet Teams die Möglichkeit, gleich mehrere Zukunftstechnologien kennenzulernen und praktisch anzuwenden. Wie Anika von isento GmbH im Interview erklärt, beschäftigen sich die Nutzer mit 3D-Druck, KI und Robotik – und vor allem damit, wie diese Technologien zusammenspielen können.

Besonders wertvoll ist der Community-Ansatz des Projekts: „Man entwickelt auch ganz viel Projektmanagement und Soft Skills“, betont Anika. Teams arbeiten gemeinsam an Herausforderungen, entwickeln Problemlösungsfähigkeiten und können den Erfolg gemeinsam feiern, wenn sie etwas Großartiges auf den Weg gebracht haben.

Diese Kombination aus technischen Fähigkeiten und Teamkompetenzen macht pib zu einem idealen Werkzeug für die Entwicklung von Future Skills, die in der modernen Arbeitswelt immer wichtiger werden.

(1:51) Warum gibt es pib?

Die Entstehungsgeschichte von pib ist überraschend: Ursprünglich sollte er nur ein Demonstrator für die KI-Plattform der Softwareentwicklungsfirma isento sein. „Wir haben einem Werkstudenten gesagt: Mach mal einen Roboterarm, damit wir zeigen können, was wir realisieren wollen“, erzählt Anika. „Das ist dann ein bisschen eskaliert und daraus ist pib geworden.“

Interessanterweise hatte der Roboter anfangs ein sehr menschliches Gesicht, was bei vielen Betrachtern jedoch Unbehagen auslöste. Das Team entschied sich daher für das heutige, typische Roboter Design, das einen leichteren Zugang ermöglicht.

Der Name pib steht übrigens für „printable intelligent bot“.

Die Vision hinter pib ist die Demokratisierung von Zukunftstechnologien: „Wir möchten, dass jeder Zugang zu Robotik und KI hat, selbst Dinge realisieren kann und sich letztendlich einen eigenen humanoiden Roboter erschaffen kann für sein Zuhause“, erklärt Anika. Langfristig sollen diese Roboter uns im Alltag unterstützen und langweilige Aufgaben abnehmen, damit wir uns auf die schönen Dinge konzentrieren können.

Der Open-Source-Ansatz ist dabei entscheidend: Nur durch gemeinschaftliche Arbeit kann das Bestmögliche geschaffen werden.

(4:10) Future Skills fördern

Auf der LEARNTEC 2025, wo das Interview stattfand, ist die Förderung von Future Skills ein zentrales Thema. Wie können sich Mitarbeitende an den wandelnden Arbeitsmarkt anpassen und mit neuen Technologien zurechtkommen?

Eine Herausforderung besteht darin, dass viele Menschen erst einmal verstehen müssen, wie Technologien wie Roboter oder KI funktionieren, bevor sie diese entwickeln oder sinnvoll einsetzen können. Genau hier setzt pib an: Der Roboter bietet einen praktischen Einstieg in diese Thematik und macht komplexe Technologien greifbar.

Durch den Bau und die Programmierung von pib können Nutzer nicht nur technische Fähigkeiten erwerben, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen von KI und Robotik entwickeln. Diese Kombination aus praktischem Wissen und konzeptuellem Verständnis ist genau das, was auf dem modernen Arbeitsmarkt gefragt ist.

(5:48) pib selber bauen

Wer selbst einen pib bauen möchte, findet auf der Website pib.rocks umfangreiche Unterstützung. Dort gibt es Anleitungen für den 3D-Druck und detaillierte Bauanleitungen. Zudem kann man eine Box mit den nicht druckbaren Teilen bestellen, um direkt loslegen zu können.

„Im Prinzip braucht man einen 3D-Drucker und kann loslegen“, erklärt Anika. „Man druckt alles aus, baut es nach den Anleitungen zusammen und kann es dann in Betrieb nehmen.“ Der fertige Roboter ist KI-fähig und kann programmiert werden.

Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die Zugänglichkeit: „Es ist uns wichtig, dass wir nur Bauteile verwenden, die marktüblich erhältlich sind“, betont Anika. „Nicht die komplizierteste Kamera oder die kompliziertesten Schrauben, sondern Dinge, die man theoretisch alles ganz im Baumarkt kaufen kann.“ Das macht es einfach, Teile zu ersetzen, wenn etwas kaputt geht oder Verschleiß auftritt.

Neben dem individuellen Bau gibt es auch eine aktive Discord-Community mit mittlerweile 1700 Mitgliedern. Hier können sich Interessierte austauschen, an der Weiterentwicklung teilhaben und sich bei wöchentlichen Terminen einbringen – unabhängig davon, wo sie sich befinden. „Wir freuen uns über alle, die da mitmachen, aktiv sind, aber auch die, die einfach sich selber den Traum von einem Roboter realisieren möchten“, sagt Anika.

(7:06) Beispiele aus der pib Community

(7:23) Nachhilfe-Bot

Die Community hat bereits beeindruckende Projekte mit pib umgesetzt. Ein besonders inspirierendes Beispiel sind zwei Schülerinnen, die bei „Jugend forscht“ teilgenommen haben. Sie haben aus dem Kopf von pib einen Nachhilfelehrer kreiert, der ihnen bei den Hausaufgaben half und sie unterstützte, wenn sie etwas nicht verstanden haben.

„Das sind auch mal Mädels, die aktiv sind, was ich super finde“, freut sich Anika. Die jungen Entwicklerinnen haben für ihr Projekt einen Spezialpreis für Mensch-Maschine-Interaktion erhalten.

(7:55) KI für Senioren

Ein weiteres spannendes Projekt richtet sich an eine ganz andere Zielgruppe: Senioren. Ein Community-Mitglied bringt pib in Seniorenzentren, um älteren Menschen den Zugang zu Robotik und KI zu erleichtern.

„Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, dass sie den Bezug dazu finden“, erklärt Anika. Der Vorteil von pib liegt dabei in der interaktiven Kommunikation: „Das ist für die teilweise viel einfacher, als wenn die am Computer sitzen. Pib kommt ihnen entgegen, weil er mit ihnen interaktiv kommunizieren kann.“

(8:22) Spiel Robotics – Schach

Auf der technischen Seite arbeiten Community-Mitglieder an Spielen wie Schach oder Schere-Stein-Papier. Bei letzterem geht es nicht nur darum, dass pib die Bewegungen imitiert, sondern dass er tatsächlich vorausschauend reagieren kann.

Diese vielfältigen Projekte zeigen, wie flexibel pib eingesetzt werden kann und wie die Community die Entwicklung in unterschiedliche Richtungen vorantreibt.

(9:02) KI besser verstehen mit Robotics

Während Robotik für viele Menschen noch ein eher abstraktes Thema ist, haben viele bereits Erfahrungen mit KI gemacht. pib hilft dabei, die Verbindung zwischen diesen Technologien zu verstehen und KI greifbarer zu machen.

Der Roboter verfügt über eine KI-fähige Kamera im „Mund“, die zur Objekterkennung genutzt werden kann. Ein Beispiel ist das Imitations-Skript, bei dem pib Handbewegungen erkennt und nachahmt.

Zudem bietet pib eine Anbindung an verschiedene Sprachmodelle – nicht nur ChatGPT, sondern auch Llama und andere. „Da kann man dann über Chat oder Sprachfunktion mit pib kommunizieren“, erklärt Anika. Diese Kombination aus visueller Wahrnehmung, Bewegung und Sprachverarbeitung macht KI-Konzepte anschaulich und erlebbar.

(9:59) ChatGPT personalisieren

Eine besonders interessante Funktion von pib ist die Möglichkeit, ihm durch die Anbindung an Sprachmodelle wie ChatGPT einen eigenen Charakter zu verleihen. „Man kann Prompts hinterlegen und kann denen einen Charakter verleihen“, erklärt Anika.

So kann pib beispielsweise als Sportmoderator oder Comedian sprechen, bestimmte Wörter besonders häufig verwenden oder alles blumig ausdrücken. Diese Personalisierungsmöglichkeiten machen den Roboter nicht nur unterhaltsamer, sondern bieten auch einen praktischen Einblick in die Funktionsweise und Anpassbarkeit von KI-Systemen.

Durch das Experimentieren mit verschiedenen Charakterzügen und Sprechweisen können Nutzer ein tieferes Verständnis dafür entwickeln, wie Prompts das Verhalten von KI-Modellen beeinflussen – eine wertvolle Fähigkeit in einer Zeit, in der Prompt Engineering immer wichtiger wird.

(10:45) Zukunft von printable intelligent bot

Die Entwicklung von pib steht nicht still. Ein wichtiger nächster Schritt ist die Mobilität: „Er ist noch nicht so wirklich mobil unterwegs und da arbeiten wir gerade dran“, verrät Anika. Die Beine existieren bereits, zunächst wird pib jedoch mit Rollen motorisiert werden.

„Da sind wir denke ich so gegen Herbst/Winter, dann werden wir den pib auch mobil haben“, prognostiziert Anika. Diese Mobilität eröffnet ganz neue Perspektiven für den Einsatz des Roboters: Er könnte Menschen begleiten oder Dinge transportieren.

Natürlich bringt die Mobilität auch neue Herausforderungen mit sich, etwa die Stabilität: „Da sind noch Dinge zu entwickeln, dass er nicht vorne überkippt und dass das natürlich alles passt.“ Die Community wird sicherlich auch bei dieser Weiterentwicklung eine wichtige Rolle spielen.

(11:45) KI im Unternehmen

Neben pib bietet isento GmbH auch Unterstützung für Unternehmen, die KI einsetzen möchten. Das Unternehmen entwickelt eine KI-Plattform namens TRYB, die sich derzeit in der Beta-Phase befindet und sich auf Objekterkennung und motorische Steuerung von Robotern konzentriert.

„Da gibt es vielfältige Möglichkeiten, mittels KI die Abläufe, die Automatisierung voranzutreiben, gerade im Mittelstand“, erklärt Anika. Viele mittelständische Unternehmen verfügen noch nicht über ausreichendes Know-how im Bereich KI, und es wäre zeit- und kostenaufwendig, dieses Wissen aufzubauen. Hier setzt TRYB an.

(12:58) KI im Mittelstand – Beispiel

Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von KI im Mittelstand ist die Analyse von Luftproben auf Schimmelsporen. Bisher werden solche Proben vor Ort genommen, dann eingeschickt und analysiert – ein Prozess, der etwa eine Woche dauert.

Mit der KI-Plattform von isento können diese Luftproben direkt vor Ort analysiert werden: „Man hat innerhalb von einer Stunde dann das Ergebnis und weiß, ob sich Schimmelsporen in der Luft befinden“, erklärt Anika. „Von einer Woche auf eine Stunde ein ganz schön krasser Zeitsprung, den man sich spart, wenn man schneller agieren und reagieren kann.“

Dieses Beispiel zeigt, wie KI auch in traditionelleren Branchen erhebliche Effizienzgewinne ermöglichen kann. isento sucht aktuell nach weiteren Pilotkunden, die ihre KI-Lösungen testen möchten.

Links und Ressourcen

  • https://pib.rocks/ – Offizielle Website von pib mit Anleitungen, Druckdaten und der Möglichkeit, die Box mit nicht druckbaren Teilen zu bestellen
  • Discord-Community von pib – mit über 1700 Mitgliedern
  • TRYB – KI-Plattform von isento GmbH für Objekterkennung und motorische Steuerung von Robotern (Beta-Phase)
  • isento GmbH – Softwareentwicklungsdienstleister mit Fokus auf KI-Lösungen
  • Der Deutschlandfunk-Podcast „KI verstehen“ zeigt in einer hörenswerten Folge, wie Künstliche Intelligenz im Mittelstand – ganz praktisch – schon heute eingesetzt wird:
    Die Gewinner der KI-Revolution